Ludmillenhof Sögel seitlich 

SAMTGEMEINDE SÖGEL

Gedenkstätte mit 18 Stelen 

Michael Grünberg ist Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Osnabrück. Aufgewachsen ist er in Sögel - dem Ort mit der ursprünglich größten jüdischen Gemeinde im Landkreis. Die Hümmlinggemeinde hält die Erinnerung an die vom NS-Regime getöteten ehemaligen Mitbürger aufrecht. Grünberg zeigt sich dankbar - und fordert mehr.

Michael Grünberg versteckt seine Emotionen nicht, als er in Sögel bei der Vorstellung der neuen Gedenk-, Mahn- und Lernortes am zweiten Marktplatz spricht. „Hier zu stehen, ist für mich etwas Besonderes. Ich bin in diesem Dorf geboren, habe hier gelebt. Mein Elternhaus befand sich nur wenige Meter entfernt.“

Mit 18 jüdischen Familien befand sich in Sögel ursprünglich die größte jüdische Gemeinde im Emsland. Mit Deportationen sowie der Tötungsmaschinerie wollte das NS-Regime im Zweiten Weltkrieg jüdisches Leben auslöschen. 80 Prozent der jüdischen Menschen aus Sögel wurden ermordet. Ergänzend zur bereits bestehenden Erinnerungskultur haben die Historiker vom Forum Sögel nun an zentraler Stelle im Ort eine weitere Gedenkstätte errichtet. Das Grundstück stellte die Gemeinde kostenlos zur Verfügung.

Die Fläche befindet sich in unmittelbarer Nähe des früheren Bahnhofes der Hümmlinggemeinde. Zwar wurden die jüdischen Mitbürger nach Angaben von Forum-Vorstandsmitglied Hermann Wichmann während des Zweiten Weltkriegs nicht direkt von dort deportiert und in Arbeits- und Konzentrationslagern gebracht, gleichwohl ist ein Bahnhof nach seinen Worten symbolträchtig, weil er für den Abtransport stehe.

18 Stelen für jede Familie, 68 Plaketten für jedes Opfer

Realisiert wurde an diesem Platz eine Gedenkstätte mit 18 Stelen für jede jüdische Familie sowie insgesamt 68 Plaketten, die an jedes einzelne Opfer erinnern. Ergänzt wird der Ort mit Informationstafeln sowie QR-Codes, mit denen sich Interessierte interaktiv Informationen auf ein mobiles Endgerät holen können. Aufgrund der zur damaligen Zeit gewachsenen Strukturen wird auch den Juden aus Lathen und Werlte gedacht.

„Sögel steht exemplarisch für das, was die Nationalsozialisten angerichtet haben“, stellt Grünberg fest. Damit so etwas nie wieder - trotz aufkommender antisemitischer und fremdenfeindlicher Parolen und Handlungen - passiert, fordert Grünberg eindeutig Haltung von der nach seinen Worten noch immer zu passiven demokratischen Mehrheit im Land. „Solidarität mit Israel allein reicht nicht mehr. Geht auf die Straße, verlasst die Komfortzone und kämpft für den Erhalt der Demokratie.“

Auch Landrat Marc-Andre Burgdorf (CDU) sieht die Gefahr, dass Rassismus und Antisemitismus wieder salonfähig werde. „Das dürfen wir nicht zulassen.“ Erinnerungsarbeit und die Auseinandersetzung mit den Gräueltaten der Nationalsozialisten sind nach seinen Worten wichtiger denn je.

Auch Sögels Samtgemeindebürgermeister Frank Klaß (parteilos) fordert klare Kante. „Wir haben die Pflicht, aus der Vergangenheit zu lernen.“ Sich mit dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte zu befassen, sei dringlicher und aktueller als jemals zuvor. „Wir dürfen kein Erstarken rechten Gedankenguts wieder zulassen. Nie wieder heißt nie wieder.“